Ein Bericht von Arbeitern bei Siemens

 

23.01.2016

 

Wieder einmal Kündigungen von Leiharbeitern, Angst um den Arbeitsplatz bei den Fixen, Rucksackontrollen und andere Zumutungen bei Siemens. Arbeiter aus dem Werk in Wien-Simmering berichten:

Einige Kollegen waren für ein paar Monate als Leiharbeiter im Werk und mussten Ende letzten Jahres wieder gehen. Alle Jahre wieder. Die Leiharbeiter werden meistens kurz vor Weihnachten wieder entlassen. Damit sie nicht die Kündigungsfrist in Anspruch nehmen, wird den Arbeitern eine bestimmte Summe Geld angeboten.

Obwohl es heißt, dass Leiharbeiter/innen nicht wegen dem Ende eines Auftrags gekündigt werden dürfen, ist es aber die Realität in der Industrie. Die Leiharbeit ist mittlerweile Gang und Gebe geworden in den Großbetrieben. Für Hackler gibt es kaum mehr neue fixe Stellen. Fixarbeiter bangen mittlerweile auch immer wieder aufs Neue um ihre Jobs - auch bei Siemens.

Gegen Ende des Quartals wurde noch einmal ordentlich Druck gemacht, damit der Konzern den Aktionären gute Zahlen präsentieren konnte. Die Chefs haben sich sicher gegenseitig auf die Schulter geklopft. Die Arbeiter mussten gehen.

Und zum Abschied gab es dann noch eine Rucksackkontrolle bei allen Arbeitern, die einen Rucksack mit hatten. Wir wurden also unter Generalverdacht gestellt zu stehlen. Dabei fragt man sich: „Wie viele 100.000 Euro werden wohl aus Fehlplanung im gesamten Konzern verschwendet? Wieviel „Hinterziehung" passiert in der Managementebene? Wieviel wird wohl verspekuliert?"

Und bereichert haben sie sich an uns Arbeiter/innen. Für ihren Profit haben wir eine ungewisse Zukunft und wissen nie genau, was in fünf Jahren sein wird. Die Leiharbeiterkollegen werden immer wieder entlassen, müssen ständigen Jobwechsel und Arbeitslosigkeit hinnehmen. Das ist nicht das, was man sich unter einem ausgeglichenen Leben vorstellt. Von dem, was die Zukunft bringen wird, haben wir eine düstere Vorahnung.

Als Arbeiter/innen in einem Großbetrieb, das sehen viele so, haben wir aber noch immer eine bessere Stellung als in den Kleinbetrieben, wo der Druck oft noch größer ist. Viele sind eingeschüchtert und fürchten ihren Job verlieren zu können. Aber gerade weil es uns noch nicht so schlecht geht wie Kolleg/innen in anderen Betrieben, sollten wir uns zusammenschließen und bessere Arbeits- und Lebensbedingungen erkämpfen. Gerade weil unsere Zukunft unsicher ist, sollten wir nicht die Augen verschließen, sondern uns zusammentun und vorbereiten. Wer, wenn nicht wir?!

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