Pflege in Wiens Spitälern: vom passiven Widerstand zum organisierten Kampf!


Die Situation des Pflegepersonal in Wiener Spitälern ist seit Jahren immer schlechter geworden. Durch den Mangel an Turnusärzt/inn/en und einer längst fälligen Arbeitszeitverkürzung bei ihnen bleibt die Frage, wer deren Arbeit macht. Der Wiener Krankenanstaltenverbund löst das Problem, indem er auch diese Arbeit noch dem Pflegepersonal zuschanzt. Die Pflege, die bereits völlig überlastet ist, begegnet diesen Maßnahmen bisher mit stummen Protesten.


Seit Jahren gibt es eine massive Mehrbelastung für uns Krankenhausbeschäftigte. Das Pflegepersonal war bis jetzt schon in vielen Bereichen an ihrem Limit angelangt. Unter anderem durch eine hohe Anzahl an Nachtdiensten, Unterbesetzung, fehlende Nachbesetzung von Kolleg/inn/en im Dauerkrankenstand, einen Zuwachs an Patient/inn/en und dem Druck durch immer häufigere Aufnahmen und Entlassungen zusammen mit einer Vermehrung von Bürokratie.Viele Diplomierte und Pflegehelfer/inn/en können nach einigen Jahren Arbeit körperlich und psychisch nicht mehr und werden selbst krank durch diese Arbeitsbedingungen. Wie in der Privatwirtschaft übernehmen auch im Krankenanstaltenverbunden (KAV) immer mehr Pflegehelfer/innen, die schlechter bezahlt sind, die Arbeit von Diplomierten Gesundheits-und Krankenschwestern, sodass das Ganze immer mehr in Richtung „Fließbandpflege" geht.


Nun wird der Pflege von Seiten des Krankenhausmanagements Zusätzliches aufgebürdet... ohne Arbeit abgeben zu können, ohne zusätzliche Bezahlung, ohne dass mehr Personal eingestellt wird. Sie sollen viele Tätigkeiten, die vorher in der Verantwortung der Turnusärzte/innen gelegen sind, übernehmen. Dazu gehören zum Beispiel die Blutabnahmen, Venenkatheter sowie Harnkatheter setzen... Selbst wenn den Ärzt/inn/en etwas mehr bezahlt wird, ist das Ganze also sehr profitabel für die Leitungen, wenn einfach insgesamt weniger Menschen mehr Arbeit leisten. Und gleichzeitig kürzt die Leitung seit einiger Zeit bereits noch zusätzlich bei den Abteilungshelfer/innen, die die Pflege entlasten könnten.


In einigen Bereichen gibt es einen passiven Widerstand der Pflege gegen diesen "Lösungsansatz" des Spitalsmanagements. Denn sogar mit der größten Anstrengung sind die Vorgaben oft nicht durchführbar. Sie beharren darauf, dass sie keine zusätzlichen Tätigkeiten übernehmen können, solange es dafür keine zusätzlichen Kräfte, sondern einen Personalmangel gibt. Die Pflegenden sagen, dass sie sich gar nicht anderen Tätigkeiten verweigern. Es muss nur das Ressourcenproblem gelöst werden, und sie nicht einfach von allen Seiten mit Arbeit zugeschüttet werden. Recht haben sie damit, denn von alleine wird es keine Verbesserung für die Beschäftigten geben.


Bei den Ärzt/inn/en hat sich die mächtige Ärztekammer ins Zeug gelegt und den Protest organisiert. Aber nur für die Ärzte/innen. Es sind nicht nur die Ärzte/innen, die in einem Spitalsbetrieb unersetzlich sind und die unter den Sparmaßnahmen leiden. Um weitere Einsparungen zu verhindern und den Angriffen etwas entgegen zu setzen, wird der passive Widerstand auf Dauer nicht reichen. Nur die Organisierung der Beschäftigten, die bereit sind, gemeinsam ihre wirkliche Macht zu zeigen, kann das Management zum Zittern bringen. Wie eine Krankenschwester unlängst richtig bemerkt hat: „Das Management interessiert nicht die individuellen Probleme und Schwierigkeiten des Personals, die es selbst verursacht. Es interessiert sich nur für Zahlen. Einzelne werden nicht gehört werden, aber wenn wir viele sind, dann werden sie uns nicht mehr ignorieren können."



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