31.7.2023
Ende Juni haben Ärztinnen und Ärzte der Zentralen Notaufnahme (ZNA) in der Klinik Ottakring einen einstündigen Warnstreik abgehalten. Personal aus dem Pflegebereich und Mediziner/innen aus anderen Abteilungen waren auch da und haben die Kundgebung unterstützt. Der Grund für den Protest war, wenig überraschend, der Personalmangel und die Unterfinanzierung des Spitals. Ein Streikkomitee wurde gegründet.
Plakate mit Slogans wie „Patientin todkrank, Ärztin todmüde”, „Ärzte am Limit, Patienten in Gefahr”, oder „Come in, burn out” konnte man lesen und gaben einen Eindruck über die herrschende Stimmung. Allerdings fehlen die Gründe für den Unmut nicht. Der Druck wegen Extra-Schichten, für die man plötzlich und irgendwann einspringen soll, ist nämlich enorm. Für die Wiener Pflege- und Patientenanwaltschaft (WPPA) gibt es ein sehr ernsthaftes Personalproblem, und das seit Jahren: Terminverschiebungen, Qualitätsmängel, Bettensperren und unzumutbare Wartezeiten … was sogar zum Tod von Patient/innen führen kann.
Der Mangel ist eigentlich so stark und die Arbeit so schwer geworden, dass sogar der Vizepräsident der Wiener Ärztekammer den Streik unterstützt hat … im Gegensatz zur Gewerkschaft, die von einem Alleingang der Wiener Ärztekammer spricht.
Die Reaktion der Verantwortlichen begrenzt sich dennoch auf Notlösungen. So wurden z.B. pensionierte Anästhesisten in der Klinik Favoriten oder Ärzt/innen aus anderen Kliniken auf Honorarbasis dazugeholt. Weiters sollen die durchschnittliche Wochenarbeitszeit Anästhesist/innen in Zukunft von 48 Stunden auf 55 Stunden pro Woche erhöht werden. Natürlich nur „freiwillig“, wie der Wiener Gesundheitsverbund betont.
Viele denken nun, dass es im Sommer zu weiteren Streiks in anderen Spitälern kommen könnte, denn die Lage im Gesundheitswesen ist in ganz Wien unzumutbar. Auch wenn es schwierig wird, es wäre die einzige Lösung, um die nötigen Einstellungen und Lohnerhöhungen durchzusetzen, die die Arbeitsbedingungen und die Effizienz des Gesundheitssystems wirklich verbessern würden: Der Wiener Gesundheitsverbund (Wigev) hat nämlich sofort nach dem Warnstreik reagiert und zusätzliche Ultraschallgeräte aufgetrieben, die schon seit längerer Zeit gefehlt haben und verlangt wurden.
Das Pflegepersonal und die Ärzt/innen zeigen uns also allen durch ihre Reaktion, dass wir ein günstiges Machtverhältnis aufbauen müssen, wenn wir dauerhafte Lösungen finden wollen.