Leiharbeit dient nur den Reichen

 

Heuer soll ein Gesetz in Kraft treten, das die Einstellungsbedingungen für Leiharbeiter/innen ein bisschen verbessert. Dieser kleine Fortschritt ist natürlich eine gute Nachricht für die Arbeitenden und kaum belastend für die Unternehmen. Dennoch haben sich jene, wie immer, sofort lauthals über die neue Regelung beschwert.

 

Dem Gesetzentwurf nach sollen Leiharbeiter/innen z.B. besser über ihre Lage informiert werden und einen zweiwöchigen Kündigungsschutz bekommen. Also nichts Revolutionäres. Es ist aber schon zu viel für die Unternehmer/innen, die sofort eine Erhöhung ihrer sogenannten "Arbeitskosten" angeprangert haben.

Seit den 90er Jahren ist die Anzahl der Leiharbeiter/innen in Österreich von 20.000 auf etwa 80.000 gestiegen. Und das ist kein Wunder: Leiharbeiter/innen bekommen weniger bezahlt und entsprechen viel mehr der Flexibilität, die sich die Kapitalist/inn/en von den Beschäftigten wünschen. Damit haben große Firmen ihre Profite saftig erhöhen können. Ginge es nur nach ihnen, gäbe es also längst keine unbefristeten Verträge mehr.

LeiharbeiterInnen sind für sie so profitabel, dass sie nicht zögern, Arbeitende unter dubiösen Vorwänden zu entlassen, um sie dann als Leiharbeiter/innen wieder einzustellen. Danach können sie jederzeit beschließen, die Verträge zu kündigen oder zu erneuern, je nach ihren aktuellen Bedürfnissen. Manche Firmen wie Volkswagen, Siemens, TUI, oder BASF sind sogar in dieser organisierten Unsicherheit so fortgeschritten, dass sie ihre eigene Leiharbeitsfirma gegründet haben.

Aber für die Arbeitenden ist Leiharbeit alles andere als eine befriedigende Lösung. Obwohl sie dasselbe leisten wie die anderen Beschäftigten im Betrieb, und das manchmal seit Jahren, bekommen Leiharbeiter/innen weniger Lohn. Und wenn sich das Ende des Arbeitsvertrags langsam nähert, steigen auch der Druck und die Unsicherheit, ob man in ein paar Tagen überhaupt noch eine Stelle haben wird. Mit diesem Stress werden sie täglich konfrontiert.

Somit ist es für sie kaum möglich, Pläne für die Zukunft zu machen. Welche Bank würde einem Arbeitenden mit schwankender Einkommensquelle einen Wohn- oder Baukredit anbieten? Wie kann man für die Zukunft der eigenen Kinder längerfristig sorgen, ohne regelmäßig ein bisschen auf die Seite legen zu können? Wie kann man überhaupt eine Reise für den Urlaub buchen, wenn unklar ist, ob man bis dahin noch beschäftigt sein wird? Oder ob man nicht in letzter Sekunde alles aufgeben müssen wird, weil man plötzlich irgendwo "geliehen" wird? Die psychische Belastung ist für manche dermaßen unerträglich, dass häufig Depression und Krankenstand folgen.

Es ist aber nicht zu rechtfertigen, dass unser Lohn, unsere einzige Einkommensquelle, unsicher ist, wenn alle unsere Kosten mit hundertprozentiger Sicherheit zu zahlen sind! Die Rechnungen, die Miete, die Einkäufe: das alles müssen wir zahlen. Die UnternehmerInnen haben nur das Wort "Flexibilität" auf den Lippen. Sie wollen also mehr Flexibilität? Fein, aber dann sind es nicht unsere Jobs, die flexibel sein sollten, sondern ihre Profite und das Geld, das sie den Aktionär/inn/en so großzügig ausschütten! Die Großkonzerne, die ständig auf Leiharbeiter/innen zugreifen, könnten es sich absolut leisten.

Es darf einfach nicht normal sein, dass ein immer wachsender Anteil der Arbeiter/innen/schaft sich mit prekären Jobs zufrieden geben muss. Für die gleiche Arbeit soll es die gleichen Arbeitsbedingungen geben. Alle Leiharbeiter/innen sollten fix eingestellt werden: wenn unsere Ausgaben fix zu zahlen sind, muss unser Einkommen genauso fix sein.

Natürlich können wir diese, so wie andere für uns notwendige Maßnahmen ohne sozialen Kampf nicht umsetzen. Dazu werden wir, die Arbeitenden, zu den traditionellen Waffen greifen müssen, die der Arbeiter/innen/klasse zur Verfügung stehen: Streiks und Demonstrationen. Es wird einer breiten und entschlossenen Protestbewegung bedürfen, um die Kapitalist/inn/en und ihre treuen Diener, die Politiker/innen, in die Knie zu zwingen und unsere Interessen durchzusetzen. Dennoch bereiten sie alle langsam aber sicher den Weg dafür. Sie geben uns immer wieder Gründe zur Empörung. Daraus wird sich früher oder später eine massive Wut ergeben. Und dann werden wir ihnen zeigen, dass wir nicht so machtlos sind, wie sie es gerne hätten.

 

Plakate


Plakat 9.jpg

Publikationen