15.11.2018
Nach fünf Runden erfolgloser Kollektivvertragsverhandlungen mit der Unternehmerschaft hat die Gewerkschaft die Arbeiter/innen der Metallindustrie zu Warnstreiks aufgerufen: für mehr Lohn, einen Kündigungsschutz für jene, die Arbeitszeiten von täglich 12 Stunden oder 60 Stunden pro Woche ablehnen, und auch höhere Zuschläge und bezahlte Pausen bei langen Arbeitszeiten.
Die Arbeitsniederlegungen haben am 12. November österreichweit begonnen. Sie haben sich im Laufe der Woche auf über 200 Betriebe ausgedehnt.
Aber Streiks sind in Österreich so selten, dass diese Warnstreiks schon kein kleines Ereignis sind. Dieser Kampf betrifft nicht nur die Metaller, da sich traditionell die anderen KV-Verhandlungen an der jährlichen Metall-Herbstlohnrunde orientieren. Tatsächlich gehen die Angriffe der Bosse alle Arbeitenden des Landes in allen Branchen etwas an.
Schon jetzt gibt es den wachsenden Druck bei der Arbeit, die Unsicherheit für viele, dass man ständig Überstunden machen und am Wochenende arbeiten muss, dann wieder mitten in der Woche nach Hause geschickt wird, weil wenig zu tun ist… Es gibt immer mehr Angriffe gegen die Arbeiterrechte, die früher erkämpft wurden, und die die Kapitalisten einfach als „unnötige Bürokratie für Unternehmen“ betrachten und beseitigen wollen.
Seit Jahren jammert so die Unternehmerschaft über die doch begrenzten Forderungen der Metaller. Selber aber forderte sie, dass der 12-Stunden-Tag eingeführt wird. Im Eilzugstempo hat die türkis-blaue Regierung das neue Arbeitszeitgesetz durchgebracht. Und das, obwohl die Arbeitszeiten in Österreich schon unter den längsten in der EU waren. Aber das reicht diesen Leuten nicht. Weitere Angriffe von Seiten der Regierung und der Wirtschaft werden schon in Erwägung gezogen: Reduzierung von bezahltem Urlaub, Streichung von Sonderurlaub (bei Hochzeit und Umzug), Reduzierung von Sonderzahlungen wie 13. und 14. Monatsgehalt, Ambulanz- und Arztgebühren, Kürzungen bei den Pensionen, Abschaffung der Notstandshilfe, weitere Erhöhung des Pensionsantrittsalters. Vielleicht werden sie nicht alle diese Maßnahmen sofort umsetzen. Aber die alleinige Tatsache, dass alles so öffentlich diskutiert wird, zeigt, in welche Richtung es geht. Das Ziel ist einfach die Löhne und die Sozialausgaben zu vermindern, damit die Profite steigen und die Unterstützung für die Unternehmer, die Spekulanten und die Superreichen erhöht werden. Und das ist keine Übertreibung. Laut dem Magazin Trend, besitzen 100 Österreicher und ihre Familien zusammen genauso viel wie 80% der Bevölkerung in Österreich, nämlich ca. ein Viertel des Gesamtvermögens.
Diese Offensive wird erst ein Ende finden, wenn alle Arbeitenden ihnen gemeinsam wieder die Zähne zeigen. Je früher desto besser. Im Moment zeigen zumindest die Metaller, dass sie eine Kraft sind und dass man sie respektieren muss. Und das ist gut so!
Ja, die Wohlhabenden und die Bourgeoisie besitzen Klassenbewusstsein und wissen, was sie wollen: ihren unverschämten Wohlstand schonen und vermehren, auch wenn die einfache Bevölkerung immer mehr Schwierigkeiten hat. Wir Arbeiter/innen brauchen auch wieder ein Klassenbewusstsein! Wir dürfen uns nicht weiter spalten lassen! Die Zukunft wird davon abhängen, ob wir uns wieder dessen bewusst werden, dass wir alle zu einer Klasse gehören, dass wir uns für unsere gemeinsamen Interessen wieder zusammenschließen, über die Betriebe, Berufe und Branchen hinweg. Nur so werden wir letztlich das Kräfteverhältnis wieder umdrehen können, das im Moment zugunsten der Kapitalisten steht.