Die "Frauenfrage" bei Bebel und Luxemburg

Eine kritische Aufarbeitung


21. Mai 2009

Marxismus-Buchreihe Nr. 32, Wien 2009, 248 Seiten, 10 Euro, ISBN 3-901831-28-2

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Editorial

August Bebels Buch Die Frau und der Sozialismus ist ein absoluter Klassiker der sozialistischen Literatur. Schon zu Lebzeiten des Autors erschienen 53 deutschsprachigen Auflagen und das Buch wurde in 22 andere Sprachen übersetzt. Bis zu Bebels Tod wurden 1,5 Millionen Exemplare verkauft, öfter als die meisten Werke von Karl Marx und Friedrich Engels.

Ohne Übertreibung kann gesagt werden, dass dieses Buch die Vorstellungen von Generationen von SozialistInnen über Frauenunterdrückung und Geschlechterverhältnisse geprägt hat. Die russische Revolutionärin Alexandra Kollontai vermerkte 1921, sicher nicht ganz zu Unrecht, dass Bebels Werk „für die arbeitende Frau" zu einem „richtigen Evangelium" geworden sei.

Bebel positionierte sich zu den Ursachen der Frauenunterdrückung und zu den Perspektiven ihrer Überwindung. Er diskutierte Fragen der Sexualität und präsentierte wesentlich detailliertere Vorstellungen einer sozialistischen Gesellschaft, als sie bei Marx und Engels zu finden waren.

Der Hauptbeitrag in dieser neuen Publikation zum Themenbereich Geschlechterverhältnisse / Frauenbefreiung liefert eine kritische Untersuchung von Bebels Werk Die Frau und der Sozialismus sowie seiner Rezeption in der ArbeiterInnenbewegung. Wir beschäftigen uns aber auch mit anderen Arbeiten Bebels zum Thema und mit seiner Rolle in der (deutschen) Sozialdemokratie.

Bebels große Stärke liegt in seiner aufrüttelnden Anklage von Frauenunterdrückung und der kapitalistischen Gesellschaft insgesamt. Er leistet auch einen wesentlichen Beitrag zur Entmystifizierung der Sexualität. Das brachte ihm von konservativen Zeitgenossen harsche Kritik ein, trug aber auch wesentlich zu seiner Popularität, besonders bei Frauen, bei. Trotz seiner Vorreiterrolle konnte er allerdings manche Haltungen seiner Zeit, etwa in Hinblick auf geschlechtsspezifische Arbeitsteilung nicht vollständig überwinden. In manchen Aspekten seiner Arbeit drückt sich auch die allgemeine Entwicklung der deutschen Sozialdemokratie in Richtung Reformismus aus.

Rosa Luxemburg ist die bekannteste weibliche Führungs- und Identifikationsfigur der Zweiten Internationale. Für sie war Frauenpolitik kein Schwerpunkt. Dementsprechend hat sie zu Geschlechterfragen und zur proletarischen Frauenbewegung vergleichsweise wenig publiziert. Wir sind dennoch fündig geworden und veranschaulichen, was die revolutionäre Internationalistin zu diesem Thema zu sagen hat und wieweit sie Clara Zetkin in der proletarischen Frauenbewegung gegen die Parteirechte unterstützte.

Abschließend widmen wir uns in einem kurzen Anhang der Theorieentwicklung von Eleanor Marx-Aveling und Edward Aveling zum Thema Frauenbefreiung. Wie heute wenig bekannt ist, war die jüngste Tochter von Karl Marx eine der bedeutendsten Frauen in der Sozialdemokratie des ausgehenden 19.Jahrhunderts.

Maria Pachinger

Inhalt

Editorial (Maria Pachinger) 

Die „Frauenfrage" bei Bebel und Luxemburg

eine kritische Aufarbeitung

August Bebel: „Die Frau und der Sozialismus"

Ehe, bürgerliche Familie... .

... und reaktionäre Sexualmoral 

Sozialismus und Frauenemanzipation 

Arbeit und Sozialismus 

Stärken und Schwächen von Bebel „Frau"

Zur Rezeption von Bebels „Frau"

Weitere Reden und Schriften zur Frauenfrage 

Charles Fourier

Liebe und Ehe bei Fourier und Bebel

Bebel als sozialdemokratischer Parteiführer 

Bebel, Marx und Engels

Bebel und die proletarische Frauenbewegung 

Familienidylle und Privatleben

Verzeichnis der zitierten Literatur

Rosa Luxemburg und die proletarische Frauenbewegung

Anmerkungen zu einem (fast) Nicht-Verhältnis 

Luxemburgs Beiträge zu Themen der Frauenemanzipation

Allgemeine Politik und/oder Frauenagitation? 

„Ich bin ein Land der unbeschränkten Möglichkeiten"